Der musikalischen Grenzgänger Eric Dolphy improvisierte in großen Intervallsprüngen, in rhythmisch vertrackten Linien und ergänzte die Ausdruckmöglichkeiten auf seiner Bassklarinette um Geräusche. Der Saxophonist Thomas Bachmann hat diesem früh verstorbenen Jazzmusiker, der sich zwar dem Free-Spiel näherte, aber dennoch nie die Grenze der Tradition überschritt, eine seiner aufregendsten Kompositionen gewidmet: „Dolphy Dance“.
Beim Konzert seines Trios mit dem Bassisten Ralf Cetto und dem Schlagzeuger Uli Schiffelholz baute er das auf der jüngsten CD „Seiltänzer“ vorliegende Stück aus und kam so dem Titelgeber noch näher. Bachmann phrasierte in typischer Dolphy-Weise. Er rotzte in vibrierenden Basslagen zerfetzte Stakkati aus dem Tenorsaxofon, stieg mit freien Expressionen in die Höhen, experimentierte geräuschhaft auf dem Mundstück seines Instruments, während Ralf Cetto auf dem Kontrabass trocken-erdige Linien zupfte und Uli Schiffelholz die mit den Besen die Becken strich. Bevor die erweiterte Komposition sanft verhauchend ins Finale triftete, hatte Bachmann sein Instrument sonor und angeraut überblasen.
Solche Dynamiksprünge und Stimmungswechsel sind kennzeichnend für den Komponisten und das Spiel des Trios, in dem drei gleichwertige Partner traumhaft sicher interagieren. Ein Seiltänzer setzt mal bedächtig Fuß vor Fuß, springt ein anderes Mal keck auf dem Hochseil und landet doch immer wieder sicher. Ganz so geht es auch dem Bachmann-Trio. Die Musik der Eigenkompositionen pendelt zwischen swingendem Wohlklang und freien Eruptionen (…)